Mittwoch, 12. Juni 2013

Challenge Kraichgau – Meine erste Mitteldistanz









Challenge Kraichgau – Meine erste Mitteldistanz


Nach mehreren Starts über die olympische Distanz hatte ich schon länger den Wunsch im Kopf mal über die Mitteldistanz zu starten. Und wer mich kennt weiß,  was ich mir in den Kopf setze ziehe ich auch durch.
Von da an begann die Recherche welche Mitteldistanz es sein sollte. Die eine war genau in der Zeit wo ich in Alaska im Urlaub bin, die andere hatte mir zu viele Höhenmeter. Ich wollte ein Event möglichst nicht allzu weit weg und wo richtig schön viel Stimmung an der Strecke ist. Da man aber leider nicht alles haben kann im Leben musste ich bei einer Sache Abstriche machen. Es lief darauf hinaus, dass ich mich für die Challenge Kraichgau entschied. Richtig viel Stimmung, dafür aber auch ordentlich Höhenmeter auf der Radstrecke. Allerdings, da ich mich sehr früh angemeldet habe, hatte ich ja noch genug Zeit zum Trainieren. Schwimmen und laufen kann ich im Training ja eher etwas vernachlässigen. Auf dem Fahrrad habe ich noch die meisten Defizite.
Leider meinte es der Winter mit den Triathleten nicht sehr gut und die Kälte und der Schnee hielten sich doch sehr lange. Zum Glück hat sich mein Rennrad zu Weihnachten eine Rolle von meinem Onkel gewünscht, sodass ich wenigstens ein paar Kilometer im Keller abspulen konnte. Meine gesamten Musik DVS´s kann ich mittlerweile auswendig. Aber dank den „Toten Hosen", „Sunrise Avenue“ und Co. war es wenigstens nicht ganz so öde.
Das Training verlief super. Keine Verletzung, nur eine harmlose Erkältung auf Grund deren ich leider meinen Vorbereitungs-Triathlon über die olympische Distanz in Fulda absagen musste.
Die Monate, Wochen und Tage verflogen nur so und meine Aufregung wurde immer größer.
Habe ich genug trainiert, wie wird es mir ergehen? Am meisten Sorge machte mir, dass der Sommer bis jetzt eher aus Regen und Kälte bestand als aus Sonne und Wärme. Das machte sich auch auf die Temperatur des Sees bemerkbar. Eine Woche vorher hatte das Wasser gerade mal so 13 Grad. Was bedeuten würde, dass aus dem Triathlon ein Duathlon werden würde. Also laufen, Rad fahren, laufen. Was mir gar nicht gepasst hätte, da ich doch so gerne schwimme. Aber die Wettervorhersage gab Anlass zur Hoffnung. Trotzdem besorgte ich mir noch eine Neopren-Badehaube fürs schwimmen. Die nächsten Tage konnte man aber im Internet verfolgen wie der See fast stündlich wärmer wurde. Da kam das nächste Problem. Direkt für den Wettkampftag sagten sie jetzt starken Dauerregen an. Eigentlich wollte ich nur im Einteiler aufs Rad, aber ich habe mir dann doch noch ein paar Ärmliche zugelegt.


Dann war er da, der 8.Juni 2013. Der Tag vor meiner ersten Mitteldistanz. Nachdem ich Tage vorher schon alles rausgelegt hatte, damit ich auch ja nichts vergesse bin ich morgens doch nochmal hektisch alle Beutel durchgegangen. Oh Mist, das Rennrad steht ja noch im Keller. Das muss ja auch noch mit. So ein paar "Kleinigkeiten" vergesse ich schon mal.
Nachdem ich dann endlich alles im Auto verstaut hatte ging es los Richtung Kraichgau. Der Samstag war dann auch schon ordentlich verplant. Startunterlagen abholen, Radstrecke nochmal mit dem Auto abfahren und sich die markanten Punkte und Steigungen einprägen, das Buffet auf der Pasta-Party plündern, Rad einchecken. Bei der Pasta-Party habe ich mit meinem Auto direkt vor dem Auto von Sebastian Kienle geparkt. Wenn das kein gutes Omen ist.
Dafür machte mir eine andere Sache große Sorgen. Meine Blase hatte sich scheinbar entzündet. Also die, die ich mir am Donnerstag am Fuß gelaufen hatte. Bei der anderen war es nur die Aufregung. Da werde ich immer zur „Pipi-Maus“. Aber die am Fuß tat wirklich richtig weh und ich hatte starke Bedenken überhaupt starten zu können.
Nach einer unruhigen und schlaflosen Nacht, was für „Newbies“ wohl normal ist laut dem Moderator auf der Pasta-Party, war aber scheinbar über Nacht eine Wunderheilung eingetreten.
So machte ich mich mit einer Mischung aus Vorfreude und Aufregung am frühen Sonntagmorgen auf den Weg zum Hardtsee. Natürlich war ich viel zu früh dran. Aber lieber so als dann in Hektik geraten. Mein Start sollte um 9:15 sein. Eigentlich. Als ich gerade am Dixie anstand öffneten sich plötzlich über mir alles Schleusen und es setze ein Platzregen ein, den ich so in der Art noch nicht gesehen hatte. Zusätzlich fing es auch noch an zu donnern und zu blitzen. Mein erster Gedanke war, dass aus dem Triathlon nun wohl doch noch ein Duathlon wird, denn bei Gewitter wird logischerweise niemand ins Wasser gelassen. Aber die Rennleitung entschloss sie den Start um eine Stunde zu verschieben, da dann das Wetter angeblich besser werden sollte. Viele glaubten wohl nicht daran, denn man sah einige, wie sie ihre Räder wieder aus der Wechselzone schoben. Ich war froh, es nicht getan zu haben.
Um Punkt 10 hörte es auf zu regnen und ich konnte pünktlich um 10:10 mit meiner Startgruppe ins mittlerweile knapp 20 Grad warme Wasser gehen.
Die Aufregung war mittlerweile ins Unermessliche gestiegen. Und die ganze Atmosphäre mit den Zuschauern und der Musik trugen dazu bei, dass das Adrenalin in die Höhe schoss.
Dann ein Kanonenschlag und das Gekloppe und Gehaue begann. Ich hätte es mir aber schlimmer vorgestellt, wenn 400 Leute gleichzeitig ins Wasser gelassen werden. Ich hatte nur kurz nach dem Start einige Füße im Gesicht und in den Rippen. Dann fand ich recht schnell meinen Rhythmus.
Das schwimmen lief wirklich super und ich war fast traurig, als ich an der 4.Boje war und nach 1,9 km aus dem Wasser musste. Einen Blick auf die Uhr. 49Minuten. Mist! So langsam? Aber man musste ja 10 Minuten abziehen von der ersten Startgruppe, die Punkt 10:00 ins Wasser ging. Also 39, puh. Geht doch.
Schnell den Neo aus, Radklamotten an und ab auf die 90 km lange Strecke durchs „Land der 1000 Hügel“. Die ersten 15 km waren schön flach zum einrollen. Dann ging es ununterbrochen auf und ab. Aber durchs Training hier in der Gegend bin ich das gewohnt und ich bin auch eine Bergziege. Dadurch, dass sich der Start verschoben hatte und dann nur noch im 10-Minutenund nicht mehr im 15-Minuten Takt gestartet wurde, drängte es sich auf der Radstrecke etwas mehr, was aber nicht weiter schlimm war.
Es lief echt super und auch das Wetter war mittlerweile perfekt. Die Straße war nahezu abgetrocknet und es kam sogar die Sonne raus ohne zu heiß zu sein.
Es gab so viel zu sehen an, auf und neben der Strecke, dass die km nur so verflogen. Mal kam einem auf der Begegnungsstrecke Timo Bracht und Co. entgegen, dann peitschten uns die Zuschauer wieder einen fiesen Anstieg hoch. Selbst die gefürchtete 13% Rampe in Gochsheim war dank dem super Publikum an der Strecke absolut kein Problem. Und da bin ich mit dem Auto extra 2x hoch gefahren um mir das nochmal anzuschauen, weil ich echt Angst hatte einfach um zu fallen weil ich nicht hoch komme. Im nach hinein verstehe ich auch nicht, warum ich mich (und mein ganzes Umfeld  –sorry Leute) so verrückt gemacht habe.
Bis km 70 hatte ich wirklich null Probleme. Ich achtete darauf immer regelmäßig zu trinken und meine Gels und Riegel zu mir zu nehmen. Dann kam der Anstieg den Eichelberg hoch. Das war heftig. Richtig heftig. Ich hatte plötzlich Schmerzen im linken Oberschenkel und war auch sonst ziemlich platt. Und ich wusste, dass ich dann noch den Schindelberg hoch musste. Wie das gehen sollte konnte ich mir da noch nicht vorstellen. Aber es ging, sehr gut sogar. Der Berg machte mir dann überhaupt keine Probleme mehr. Oben angekommen wurde man durch den Moderator gleich mit Namen begrüßt und die Zuschauer peitschten einen noch die letzten Meter hoch. Von da an ging es dann 10 km ins Ziel nur noch bergab. Nach 3:28 kam ich dann in der Wechselzone 2 an. Das entspricht einem Schnitt von 26 km/h, womit ich als eher schlechte Radfahrerin echt zufrieden bin.


So, jetzt nur noch laufen, 21 km. Das schaffst Du. Laufen ist Deine stärkste Disziplin.
Schnell die Radschuhe gegen die Laufschuhe tauschen und ab auf die Strecke. Die ersten km „flog“ ich nur so an den anderen Läufern vorbei. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich einen Schnitt von knapp 4:30 laufe. Geplant hatte ich deutlich drüber. Also nahm ich etwas Tempo raus. Bei km 4 kam dann das Elend. Mein Oberschenkel, der auf dem Rad am Eichelberg schon gezwickt und gezwackt hatte, muckte wieder rum. Ich malte mir schon aus, wie ich mich humpelnd oder schlimmstenfalls gehend die restlichen 17 km ins Ziel schleppen muss. Aber nach etwas dehnen wurde es immer besser und ich schöpfte wieder Hoffnung. Ich lief weiterhin ohne Probleme einen Schnitt von 5:15. Was immer noch unterhalb meiner angenommenen Zeit lag. Und außer der „normalen“ Erschöpfung ging es mir im Vergleich zu vielen anderen auf der Strecke richtig gut. Also genoss ich die letzten km bei mittlerweile strahlendem Sonnenschein und Temperaturen weit über 20 Grad.
Und dann war ich endlich auf der letzten Runde und durfte rechts ins Ziel abbiegen. Und dieses Gefühl entschädigte dann für alles. Das harte Training bei Wind und Wetter, egal ob man Lust hat oder nicht, die Schmerzen auf der Strecke (die sich beim mir zum Glück absolut in Grenzen hielten).
Ganzkörpergänsehaut, einen Kloß im Hals und einfach nur WOW! Du hast es geschafft! 1,9 km schwimmen, 90 km Rad fahren, 21 km laufen. Du bist eine „halbe Iron Women“.
Und das in einer Zeit von 6:07:27 (Swim: 39:37, Bike: 3:28:42, Run: 1:50:24 – 117. Platz insgesamt, 24. Platz AK) mit der ich in meinen kühnsten Träumen nicht gerechnet hätte. Ich hatte mir eine Zeit von unter 7 Stunden vorgestellt. Wenn es super läuft 6:30.
Nach der Umarmung des Moderators im Ziel und der Übergabe der Finisher-Medaille machte ich mich dann erst mal über Streuselkuchen und Melone her. Viel Melone und noch vi mehr Streuselkuchen.
Nach dem Duschen noch eine Pizza und dann machte ich mich erschöpft aber überglücklich auf die 260 km nach Hause.
Es war ein super Erlebnis und es wird garantiert nicht meine letzte Mitteldistanz sein. Das ist sicher. Selbst der Muskelkater hält sich in Grenzen. Einen ganzen Ironman schließe ich nach gestern jedoch aus. Wobei ich das nach meiner ersten olympischen Distanz auch über die Mitteldistanz gesagt habe. Aber trotzdem. NEIN!




2 Kommentare:

  1. Hallo Mone,

    Gratulation zum Finish der ersten MD ! Ich hab' meine erste MD damals in Malterdingen absolviert und war mir sichr danach so etwas nie wieder zu tun - Hmmm; 2 Wochen später war ich in Saalfelden und dieses Jahr geht's nach Roth !
    Dein Bericht ist super geschrieben !

    Viele Grüße

    Andy

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  2. Hi Andy!

    Danke! :-)

    Viel Erfolg für Roth. So ganz ausschließen tue ich es für mich auch nicht.

    LG

    Mone

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